„Wir wollen durchaus Pflöcke in den Markt schlagen.“
(Eberhard Hauser, Gründungs- und ehem. Vorstandsmitglied, Vorsitzender Präsidium DBVC, auf dem CoachingKongress 05 in Frankfurt/Main)
Im Rahmen der aufgenommenen Verbandsarbeit kristallisierte sich ein inhaltlicher Schwerpunkt schnell heraus: Der neue Verband wurde in seiner Entstehungsphase nicht nur von Mitgliedschaftsinteressenten heimgesucht, sondern insbesondere auch von Coaching-Ausbildungsinteressenten. Von den durchschnittlich 100 Anfragen, die 2005 allein per E-Mail monatlich im DBVC-Posteingang eintrafen, bezogen sich gut 50 Prozent auf das Thema „Weiterbildung zum Coach“. Es waren vor allem Fragen wie „Gibt es anerkannte Coaching-Ausbildungen?“, „Welche Weiterbildung ist qualitativ hochwertig?“ und „Woran lässt sich Qualität in der Coaching-Weiterbildung erkennen?“. Hier gab es dringenden Handlungsbedarf für eine Branche, von der eindeutig absehbar war, dass sie künftig nicht nur eine Generation Coaches hervorbringen würde. Für den DBVC war klar, dass die zweite Säule der Coaching-Weiterbildungsanbieter im Jahr 2005 Fuß fassen musste. So wurden zum "CoachingKongress 05" (siehe "Brancheneinblick 2005") die ersten Arbeitsergebnisse zu „Qualitätsstandards für Coaching-Weiterbildungsanbieter“ vorgestellt.
Insbesondere das Medienecho der Branchenpresse war 2005 sehr groß. Kritische Sichtweisen auf die ersten Arbeitsergebnisse des noch jungen DBVC blieben dabei nicht aus: Zu hoch seien die Hürden, die der DBVC als Standards für praktizierende Coaches und Ausbilder setze; zu teuer die Beiträge für Aufnahmeverfahren und Mitgliedschaften; und zu hochgesteckt die Branchenziele und Marktambitionen des Verbandes. Dass es der DBVC zweifelsohne ernst meint, als Spielemacher auf dem Coaching-Feld zu fungieren, zeigte sich zum einen im rasanten Arbeitstempo der Verbandsengagierten und zum anderen im entschiedenen Auftreten des Verbandes: „Wir haben durchaus vor, Pflöcke in den Markt zu schlagen.“, verdeutlichte Eberhard Hauser, Gründungs- und ehemaliges Vorstandsmitglied des DBVC sowie aktueller Vorsitzender des Präsidiums DBVC auf dem CoachingKongress 05 gegenüber der Presse. Der Anfang war getan.
„Der Coachingmarkt ist mächtig in Bewegung“, war im Fachmagazin managerSeminare im November 2005 in einem Sonderheft zum Thema „Personalentwicklung per Coaching“ zu lesen. Eine These, der dieser Zeit wohl niemand hätte widersprechen können. Gerade 2005 erregten so einige Events und Entwicklungen auf dem Coaching-Markt die Aufmerksamkeit der gesamten Weiterbildungsbranche. Folgend ein Auszug der Highlights 2005:
Den Auftakt bildete der CoachingKongress 05 des DBVC und ACC im März 2005. Mit über 400 Teilnehmern überraschte die große Nachfrage selbst die Organisatoren. Der Kongress stellte einen enormen Erfolg dar und bekam schnell das Potenzial zugesprochen die repräsentative Branchenplattform zu werden. Im Juni 2005 folgte das nächste Großereignis der Branche mit dem CoachingKongress 2005 der Sektion Wirtschaftspsychologie des Bundesverbandes Deutscher Psychologen und Psychologinnen (BDP). Da die früheren Kooperationspartner BDP, ACC und IGC* 2005 in Bezug auf die Organisation eines „CoachingKongresses“ getrennte Wege gingen, profitierten Interessierte in dem Jahr von zwei gleichnamigen Branchentreffs. Inhaltlich konzentrierte sich der DBVC/ACC-Kongress stärker auf das Segment Business und Management, während der BDP-Kongress Coaching weiter fasste. Im September 2005 schließlich lud der DBVC elf deutschsprachige Coaching-Vereinigungen zu einem „brancheninternen Sondierungstreffen“ ein, das als „Gipfeltreffen der Coachingverbände“ betitelt wurde.
Über die branchen- und öffentlichkeitswirksamen Events hinaus gab es 2005 viele weitere Indizien, die auf die ehrgeizigen Bestrebungen der Branche hindeuteten, den Markt transparent zu machen und die Professionalisierung zu fördern:
[1] Christopher Rauen (Hrsg.) (2005). Handbuch Coaching. 3., überarb. und erw. Aufl., Göttingen (u.a.): Hogrefe.
Für die deutsche Wirtschaft indes war das Jahr 2005 nicht unbedingt ein rosiges. Mit der SPD-geführten Bundesrepublik unter Gerhard Schröder spitzte sich die wirtschaftliche Lage in der BRD so zu, dass in jenem Jahr die höchste Arbeitslosenquote seit dem Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen war (ca. 13 Prozent). Mehr und mehr Unternehmen und Organisationen strichen Stellen, strukturierten um, lagerten Bereiche ins günstigere Ausland aus und wirtschafteten auf Sparflamme. Aber was „des einen Freud, des anderen Leid“ besagt ein deutsches Sprichwort und so profitierte das Business Coaching als Instrument in der Personal- und Führungskräfteentwicklung von den Sparprogrammen der Unternehmen. Verstärkt wurde auf die gezielte Förderung einzelner Schlüsselpositionen gesetzt statt Unsummen in für ein Massenpublikum geführte Seminare, Trainings und Kurse zu investieren. Immer mehr einzelne Führungskräfte, Projektleiter, Abteilungsleiter, Potentialträger, etc. bekamen so einen prozessbegleitenden Coach an die Seite.
Vor diesem Hintergrund des Individualisierungstrends in Unternehmen und dessen Konsequenzen veränderte sich auch der Berater-Markt. Er durchlebte eine immer stärkere Verdrängungsphase, denn die „fetten Jahre" der „Berater-Schlachtschiffe“ mit Omnipotenzanspruch (Süddeutsche Zeitung, Nr. 81, 09./10.04.2005, S. 45) waren endgültig vorbei. Unternehmen, die im immer stärker strömenden Globalisierungsfluss nicht untergehen wollten, brauchten Spezialisten und Prozessdenker statt Allrounder und Analysten. So entstanden auch in der Consulting-Branche Coaches mit Bindestrich-Kompetenzen (z.B.: „Finanz-Coach“, „Entscheidungs-Coach“, usw.), die mit Ellenbogen-Mentalität um (gut bezahlte) Aufträge zu kämpfen begannen. Man könnte diese Entwicklung als flexible Marktanpassung ansehen. Tatsächlich verzerrte es wohl eher den Coaching-Markt zu Ungunsten von Transparenz und Kompetenz. Hinzu kam ein weiterer, marktverzerrender Aspekt: Während sich die ambitionierte Coaching-Branche selbst redlich um Aufklärung, Abgrenzung und Definierbarkeit bemühte, kamen die Resultate dieser Bemühungen nach außen oft fehlinterpretiert an. Ein „stilles Post-Phänomen", das zu unkorrekten Aussagen wie „Coaching sei Supervision für Manager" oder „Ein Coach = eine Lösung“ führte.
Coaching erlebt 2005 eine aufstrebende Professionalisierungsbewegung, die sich in Form von zahlreichen Veranstaltungen, Vereinigungen und Verlautbarungen branchenwirksam zu zeigen begann. Der DBVC – selbst noch in der Fundierungsphase – war maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt.
+++ Steve de Shazer stirbt am 11.09.2005 +++ Bundesverfassungsgericht erlaubt Studiengebühren +++ Joseph Ratzinger wird Papst +++ Erstflug des Airbus A380 +++ Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas wird eingeweiht +++ Frankreich und Niederlande stimmen gegen EU-Verfassung +++ Höchste Arbeitslosenquote in BRD seit dem Zweiten Weltkrieg (13 Prozent) +++ CDU/CSU gewinnen die vorgezogenen Bundestagswahlen +++ Angela Merkel wird 1. Bundeskanzlerin der BRD-Geschichte +++ Drei Werke Edvard Munchs gestohlen +++ Die neue Rechtschreibung tritt in Kraft +++ Der Fussball-Wettskandal kommt ans Licht +++
… der CoachingKongress 2005 von Wiesbaden nach Frankfurt/Main umgelagert wurde? Nachdem die Veranstalter, DBVC und ACC, mit dem Anmeldeprozess für den Coaching- Kongress 2005 starteten, stellte sich schnell heraus, dass die Teilnahme-Nachfrage nicht der in Wiesbaden gegebenen Kapazität würde stand- halten können. So entschied man sich, nach einer Alternative zu suchen und fand diese im Hotel Sheraton in Frankfurt/Main. Zum CoachingKongress 2005 kamen über 400 Teilnehmer.