„Die Führungskraft als Coach – zeitgemäßes Konzept oder fatale Begriffsverwirrung?“

Thomas Webers mit Laura Sedlaczek & Christina Lange

Ilona Holtschmidt

Bericht/Review

Dieser Beitrag ist ein Bericht/Review zu einer vergangenen Veranstaltung aus der Formatreihe "Mitglieder für Mitglieder".

2. Forschungs-Dialog des DBVC am 11. Mai 2021 mit 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

Ein kurzer Bericht zur Veranstaltung

Zum zweiten Mal veranstaltete der Fachausschuss Forschung (FAF) im Deutschen Bundesverband Coaching (DBVC) den anderthalbstündigen Forschungs-Dialog für Mitglieder via Zoom. Fachausschuss-Mitglied Thomas Webers leitete die Abendveranstaltung. „Das Thema ist im Markt sehr populär“, so der Fachpsychologe für Arbeits- und Organisationspsychologie und Lehrbeauftragter an mehreren Hochschulen, „wird aber von der Wissenschaft auf breiter Front als Begriffsverwirrung abgelehnt.“ Verwunderlich war, dass es hierzulande kaum empirische Forschung zum Konzept Führungskraft als Coach gab. Aus diesem Grund betreute er zwei empirische Abschlussarbeiten zum Thema im Fach Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius in Köln. Beide Absolventinnen waren im Forschungsdialog anwesend und stellten ihre Arbeiten nach einer kurzen Einleitung durch ihren ehemaligen Dozenten vor:

Laura Sedlaczek*, Wirtschaftspsychologin (B.A.): Ist eine Coaching-Kompetenz nützlich für Führungskräfte? Wie managen Führungskräfte, die eine vom DBVC anerkannte Weiterbildung in Coaching absolviert haben, ihre Doppelrolle? Die interviewten Führungskräfte, so die zentralen Erkenntnisse, sind sich den Herausforderungen und Gefahren der Doppelrolle bewusst. Sie markieren den Rollenwechsel deutlich und sprechen mögliche Schwierigkeiten proaktiv an. Auf jeden Fall belassen sie ihren Mitarbeitern die Entscheidungsfreiheit und begrenzen den Tiefgang im Coaching bewusst. Als Alternative oder Weiterführung verweisen sie auf externes Coaching. Die Führungskräfte halten für ihre coachende Tätigkeit zudem explizite und substanzielle betriebliche Rahmenbedingungen für unverzichtbar.

Christina Lange**, Wirtschaftspsychologin (M.Sc.): Wie bewerten Mitarbeiter sowie Betriebs-/Personalräte das Konzept Führungskraft als Coach? Das Konzept wird von Dreiviertel aller Befragten grundsätzlich kritisch bewertet. Dabei wird die wissenschaftliche Kritik - unlösbarer Rollenkonflikt - weitgehend geteilt. Das Konzept Führungskraft als Coach hat in keinem Unternehmen, in denen die Interessensvertreter tätig sind, Relevanz. Die Mehrheit der Interessensvertreter lehnt das Konzept ab. Trotzdem wünschen sich Mitarbeiter und Unternehmen ein neues Führungsverständnis.

Die anschließende Diskussion verlief engagiert. Überwiegend wurde den Forschungsergebnissen zugestimmt. Es wurden aber auch interessante persönliche Erfahrungen geteilt, so dass ein vielschichtiges Bild entstand und sich auch neue Perspektiven ergaben, die für weitere Forschungen nützlich sein können.

*) Sedlaczek, L. & Webers, T. (2015). Ist eine Coaching-Kompetenz nützlich für Führungskräfte? Organisationsberatung – Supervision – Coaching, 22(4), 437-446. https://doi.org/10.1007/s11613-015-0440-2.  

**) Lange, C. & Webers, T. (2020). Die Führungskraft als Coach aus Mitarbeitersicht – Eine qualitative Studie. Organisationsberatung – Supervision – Coaching, 27(2), 185-198. https://doi.org/10.1007/s11613-020-00648-6.

Der Fachausschuss Forschung (FAF) bietet auch dieses Jahr das Angebot „Forschungs-Dialog“ an. Das Format wird von FAF-Mitgliedern jeweils 1x pro Quartal immer dienstags von 19:00 bis 20:30 als lebendigen wissenschaftlicher Dialog zu aktuellen Forschungsergebnissen angeboten.
Der Fachausschuss Forschung (FAF) bietet auch dieses Jahr das Angebot „Forschungs-Dialog“ an. Das Format wird von FAF-Mitgliedern jeweils 1x pro Quartal immer dienstags von 19:00 bis 20:30 als lebendigen wissenschaftlicher Dialog zu aktuellen Forschungsergebnissen angeboten.
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