(Klaus Ulrich Moeller, u.a. Kolumnist für brand eins, brand eins Nr. 01/2007)
Verbandsgeschichte
Ein Premieren-Jahr für die Coaching-Branche
Welch´ ein Premieren-Jahr! Gleich drei Ereignisse stellten 2007 wichtige Meilensteine in der Geschichte des DBVC dar, welche zugleich den deutschen Coaching-Markt mitprägen sollten. Die „stille“ Arbeit dafür begann bereits viel eher, z.T. sogar bereits im Gründungsjahr 2004. Und nun, endlich, ging der DBVC mit drei Highlights an die Öffentlichkeit:
Orientierung und ein einheitliches Berufsbild
von Jan Tomaschoff
Der Deutsche Coaching-Preis wurde ins Leben gerufen. Die Idee hierzu entstand bereits ein Jahr zuvor. Sein Ziel: Business Coaching in Wissenschaft und Praxis ganz unmittelbar und direkt zu fördern. Ende 2007 war es dann soweit: Die Ausschreibung für den „Deutschen Coaching-Preis“ wurde öffentlich bekannt gegeben. In den zwei Kategorien „Wissenschaft“ und „Organisationen“ konnten Wissenschaftler und Unternehmensverantwortliche erstmalig Arbeiten und Konzepte zum Theorie- und Praxisfeld Coaching einreichen. Allerdings war dies nur ein Grund für die 2007 in die Höhe schnellenden Presseberichte zum DBVC.
Ein ebenfalls hoher Nachrichtenwert wurde zwei weiteren Verbandsereignissen zugesprochen: Dem DBVC Sachverständigenrat und dem DBVC Coaching-Kompendium.
Ersterer nahm 2007 seine Arbeit auf und versteht sich bis heute als neutrale Anlaufstelle, an die sich Personen bzw. Parteien in unklaren Coaching-Situationen wenden können. „Der DBVC sieht das auch als geeignete Maßnahme, der zunehmenden Verwässerung des Begriffes „Coaching“ entgegenzuwirken.“, heißt es in der Pressemitteilung zum Sachverständigenrat. Der Verwässerungs-Gefahr wird in jenem Verbandsjahr auch auf anderer Ebene Einhalt geboten: Auf die mit der wachsenden Coaching-Branche steigenden Marktintransparenz wurde mit „Leitlinien und Empfehlungen für die Entwicklung von Coaching als Profession“ reagiert – das DBVC Coaching-Kompendium mit verbindlichen Professionsstandards und Ethik-Kodex. In der 60 Seiten umfassende Erstausgabe des Kompendiums 2007 wurden erstmalig Definitionen und Grenzen klar abgesteckt und Standards gesetzt, um ein einheitliches Berufsbild zu fördern.
Zahlen und Fakten zum Coaching-Markt, bitte!
Mit dem anhaltend wachsenden Coaching- und Ausbildungs-Markt wurde der Ruf nach Zahlen und Fakten zur Branche lauter. Vielleicht konnte man so einen fundierten Überblick über den intransparenten Markt erhalten und diesen Interessierten leichter zugänglich machen?! Eine der ersten Umfragen unter tätigen Coaches in Deutschland ist die „Coaching-Umfrage Deutschland“ unter der Leitung von Jörg Middendorf (BCO Köln). Die Coaching-Umfrage wird zwar bereits seit 2002 jährlich durchgeführt (und nannte sich bis 2006 noch „Umfrage zur wirtschaftlichen Situation von Coaches in Deutschland"), mittels der 2007 erstmaligen Kooperation mit dem DBVC konnten jedoch über 500 tätige Coaches als Umfrage-Teilnehmer gewonnen werden. Die Zahl der zu diesem Zeitpunkt in Deutschland tätigen Coaches wurde auf 5.000 Personen geschätzt, sodass mit der „Coaching-Umfrage Deutschland 2007/2008“ immerhin zehn Prozent der Branchen-Tätigen erreicht werden konnten – welch ein Erfolg! Europaweit wurde 2007 zum ersten Mal eine marktforschende Umfrage durchgeführt. Der international tätige Coaching-Dienstleister „Bresser Consulting“ befragte in jenem Jahr Vertreter von Coaching-Dienstleistern, Coaching-Verbänden und Universitäten aus allen (damaligen) EU-Ländern und einigen Nicht-EU-Ländern zum Thema Coaching („European Coaching Survey 2007/2008“).
Coaching und sein Potential
Die Ergebnisse der Studien unterstrichen den aufsteigenden Weg von Coaching, dem, den Ergebnisinterpretationen zufolge, noch viel Potential inne liege: So kamen 2007/2008 in Deutschland auf ca. 16.500 Personen ein Coach, in dem Vereinigten Königreich waren es 8.000. „Im Vergleich zum UK sind in Deutschland also bezogen auf die gesamte Einwohnerzahl nur ca. 50% so viele Coaches tätig, was auf ein entsprechendes Wachstumspotential hindeutet“, interpretierte Christopher Rauen, 1. Vorsitzender des DBVC Vorstandes, im Coaching-Newsletter 3-2008 die Zahlen. Überhaupt waren in Deutschland und Großbritannien über 70 Prozent der europaweit tätigen Coaches anzufinden, obwohl deren Bevölkerung zusammen nur 30 Prozent der EU-Bevölkerung ausmachte. Welches Potential steckt demnach in dem europäischen Coaching-Markt? Nach Angaben der befragten Coaches der „Coaching-Umfrage Deutschland“ hatte sich 2007 die wirtschaftliche Situation für die Mehrheit gegenüber dem Vorjahr auch verbessert (55 Prozent, n = 401) und ebenfalls von der Mehrheit wurde für die Zukunft eine steigende Coaching-Nachfrage erwartet (76 Prozent, n = 429). Besonders erfreulich für die Branche und deren Professionalisierungsweg: Bereits zwei Drittel der 2007 befragten Coaches verfügten über eine Coaching-Weiterbildung mit mindestens 100 Zeitstunden (75 Prozent, n = 452)!
Der neue entdeckte Typ Mensch – der Top-Manager
In den letzten Jahren war für die gemeine Öffentlichkeit ein Typ Mensch ins Licht getreten, dessen Vorgänger-Generationen es vorgezogen hatten im Verborgenen zu herrschen – der Top-Manager. Leider war sein öffentliches Bild wenig erhellend oder wie Gabriele Fischer es in dem Gesellschaftsmagazin brand eins 2007 beschrieb: „Es war kein guter Tag, als das Licht der Öffentlichkeit auf den Manager fiel.“ (brand eins, Heft 03/2007, „Diven-Dämmerung“, S. 57). Insbesondere mit horrenden Gehälterzuwendungen und ausschweifenden Korruptionsfällen wurde die neue Generation der hochrangigen Unternehmensentscheider in Verbindung gebracht, was deren öffentliches Licht stark trübte. Selbstüberschätzung, Egoismus, Geldgier, Kurzsichtigkeit, Narzissmus und Wachstumswahn lauteten die wiederkehrenden Vorwürfe. Mit dem Top-Manager kamen moralische Missetaten ans Licht: RWE-Affäre 2004, VW-Korruptionsaffäre 2005, Infineon-Skandal 2005, Siemens-Schmiergeldskandal 2006. Es sollten noch mehr werden in den darauffolgenden Jahren. In öffentlichen Debatten machten sich erste ernste Forderungen nach einer neuen Managementkultur breit. Welche Rolle kann ein neutraler, feedbackgebender Coach dabei spielen?
Coaching für alle – vom Top-Manager zum Mittelständler
Auch der mittelständische Leitende begann, die Rolle eines coachenden Beraters für die eigene Tätigkeit ernst zu nehmen. Schließlich musste er der modernen Welt mit ihren neuen IT-Herausforderungen und globalisierenden Veränderungen ins Auge blicken. Die Vorgänger-Generationen führten ihr Unternehmen mit der Philosophie, Entscheidungen in Einsamkeit und „aus dem Bauch“ heraus zu treffen – das machte ihn nämlich aus, den Unternehmens-„Patriarchen alter Schule“ (Klaus-Ulrich Moeller, brand eins, Heft 08/2007, „Die Bademantel-Falle“, S. 14). Diese altehrwürdige Management-Praxis nun an eine Generation weiterzugeben, deren unternehmerischer Alltag einen wesentlichen höheren Grad an Flexibilität und Reaktionsvermögen abverlangte, ließ aus Herausforderung schnell Überforderung werden. „Unternehmensleitung“ hieß ja gemeinhin inzwischen „Management“ und das konnte man nun nicht nur praktizieren, sondern auch studieren. Es musste also etwas anders werden. Entscheidungen wurden zwar nach wie vor eigenverantwortlich getroffen, allerdings entstanden erste Gedankengänge, dies weniger in Einsamkeit zu tun: „Das sanfte Flüster-Denken ist längst im Wirtschafts-Alltag angekommen: Mediatoren statt Anwälte, Coaches statt Nervenheilanstalten, Feedback-Berater statt Abmahnungen, Outplacement statt Selbstmord.“, schreibt brand eins Kolumnist Klaus-Ulrich Moeller 2007 (brand eins, Heft 01/2007, „Der Unternehmens-Flüsterer“, S. 42). Dieser Gedankengang sollte sich als hartnäckig erweisen.
Ob Deutscher Coaching-Preis, DBVC Sachverständigenrat oder DBVC Coaching-Kompendium – alle drei Ideen der mittlerweile 70 engagierten Mitglieder hatten im vierten Verbandsjahr 2007 ihre Premiere und sorgten für besondere Aufmerksamkeit in der „Coaching-Welt“.
⇒ „Der Coaching-Markt“
Artikel über den Coaching-Markt basierend auf Ergebnissen des European Coaching Survey 2007/2008 und der Coaching-Umfrage Deutschland 2007/2008. Von Christopher Rauen. Coaching-Newsletter Nr. 3/2008.
⇒ „Diven-Dämmerung“
Artikel über die neue Generation der Top-Manager. Von Gabriele Fischer. brand eins, Heft 03/2007.
⇒ „Coaching im Profil"
Artikel über Ergebnisse der "ICF Global Coaching Study" aus 2006/2007. Von Stefanie Bergel. managerSeminare, Nr. 112, Juli 2006.
⇒ „Der Unternehmensflüsterer“
Kolumne über die neue Generation der Top-Manager. Von Klaus Ulrich Moeller. brand eins, Heft 01/2007.
+++ Paul Watzlawick stirbt am 31.03.2007 +++ Orkan Kyrill verursacht schwere Schäden in Deutschland +++ Die Mehrwertsteuer steigt von 16 auf 19% +++ Die Bundesregierung beschließt die Rente mit 67 Jahren +++ G8-Gipfel in Heiligendamm +++ Aus der Linkspartei.PDS und der WASG wird „Die Linke“ +++ Nicolas Sarkozy wird Präsident in Frankreich +++ Gordon Brown wird Premier im Vereinigten Königreich +++ Deutschland erreicht das erste Mal seit 1969 einen ausgeglichenen Staatshaushalt +++ Die Finanzkrise beginnt in den USA +++ Das erste iPhone kommt auf den Markt +++ “Das Leben der Anderen“ gewinnt einen Oscar +++ Die „Gesetze zum Nichtraucherschutz“ treten in Kraft +++ Eisbär Knut wurde zum Star des Berliner Zoos +++ Die Romanreihe zu „Harry Potter“ geht mit dem letzten und siebten Band zu Ende+++
… DBVC Gründungsmitglied und Ehrenmitglied des Präsidiums, Dr. Bernd Schmid, 2007 den „Eric Berne Memorial Award“ erhalten hat? Die Auszeichnung wird jährlich von der International Transactional Analysis Association (ITAA) verliehen und ehrt, in Gedenken an den 1970 verstorbenen Begründer der Transaktionsanalyse Eric Berne, herausragende Leistungen zur Weiterentwicklung der Transaktionsanalyse. Dr. Schmid erhielt die Ehrung im August 2007 auf der Internationalen Transaktionsanalyse-Konferenz der ITAA in San Francisco/USA.