Zur Wirksamkeit von systemischem Coaching im Arbeits- und Organisationskontext – Eine Metaanalyse

In der vorliegenden Metaanalyse werden Studien zur Wirksamkeit von professionellem systemischem Coaching im Einzelsetting gesichtet, systematisiert und statistisch zusammengefasst. Dabei werden die dokumentierten Wirkungen nach emotionalen, kognitiven und behavioralen Effekten kategorisiert.

Insgesamt flossen k = 24 Studien mit 52 Effekten und n = 1405 Personen in die vorliegende Analyse ein. Eine Systematisierung nach Wirkfaktoren war aufgrund der Heterogenität der Studien nicht möglich. Im Ergebnis zeigen sich mittlere bis starke Effekte der Wirksamkeit von professionellem systemischem Coaching. Abschließend werden methodische Fragestellungen und weitere Forschungsansätze diskutiert.

Coaching hat sich seit gut 30 Jahren als personenzentriertes Beratungsformat vor allem im Kontext von Arbeit und Organisationen etabliert und professionalisiert. Die Wirksamkeit von Coaching wurde seither in zahlreichen Studien belegt (vgl. Kotte et al. 2016). Darüber hinaus existiert eine Anzahl von Meta-Analysen zur Wirksamkeit von Coaching (z. B. de Haan und Nilsson 2023; Künzli 2005).  

Viele dieser Studien weisen jedoch methodische Mängel bzw. konzeptionelle Unschärfen auf, was vor allem auf die Uneinheitlichkeit des Coachingverständnisses bzw. auf den schwierigen Feldzugang für systematische Wirksamkeitsstudien zurückzuführen ist. In der Metaanalyse von de Haan und Nilsson (2023) werden z. B. Studien miteinbezogen, in denen Studierende andere Studierende coachen bzw. ältere Wissenschaftler:innen jüngere. Diese Tatsache klammert aus, dass Coaching von professionellen Coaches mit entsprechendem Ausbildungs- und Erfahrungshintergrund erbracht wird, und reduziert es damit auf ein 1:1-Setting, in dem eine Person einer anderen Unterstützung gibt. Was in diesem Setting jedoch genau und auf welcher Basis passiert, bleibt unklar.

Das Beispiel umreißt damit grundlegende Probleme der Wirksamkeitsforschung, die zunächst einmal definitorischer Natur sind, was nun genau Coaching ist und was nicht. Weiterhin wird deutlich, dass den jeweiligen Coachingansätzen, d. h. auf welcher theoretischen und damit methodischen Basis das Coaching jeweils erfolgt, in vielen Studien nicht Rechnung getragen wird, da in den meisten Fällen keine Aussagen über den Qualifikationshintergrund der Coaches und deren Arbeitsweise getroffen werde. Weitere Herausforderungen bestehen in den methodischen Anlagen der meisten Studien.

RCT-Studien sind kaum verfügbar und wenn, dann sind die erhobenen Daten oft nur Ratingdaten, die auf Selbsteinschätzungen von Coachees basieren und nicht auf einer Bewertung „objektiver“ Dritter oder sogar auf Verhaltensdaten oder „harten“ Wirksamkeitsdaten wie Vertriebszahlen, Krankenstand o. ä.

Ausgehend von diesen Überlegungen wird in der folgenden Studie angestrebt, die Studienlage zumindest konzeptionell einzugrenzen, indem speziell die Wirksamkeit von systemischem Coaching im Arbeits- und Organisationskontext untersucht und analysiert wird, welches überwiegend durch professionelle bzw. qualifizierte Coaches erbracht wurde. 

Der Ausgangspunkt für die folgende Metanalyse ist dabei eine systematische Literaturstudie zu Forschungspublikationen (Bachmann und Loermann 2023)Footnote1, die das Ziel hatte, die internationale Studienlage zu Einsatz und Wirksamkeit systemischer Interventionsformate im Kontext von Arbeit und Organisationen zu sichten und für weiterführende Forschungsaktivitäten aufzuarbeiten.

Der Artikel umfasst folgenden Kapitel und Themen:

• Coaching
• Group Coaching
• Individual Coaching
• Instructional Psychology
• Systems or Family Therapy
• Team Coaching